Zurück zum Straßentheater

Rheinpfalz, Ausgabe vom 31. März 2020, von Tanja Nehrdich.

Anja Kleinhans definiert das „Fensterln“ neu.

Anja Kleinhans „fensterlt“ jetzt. Die Freinsheimerin steigt dazu zwar nicht auf eine Leiter und klettert in Wohnungen, aber sie tritt als Straßenkünstlerin auf. Ihre Zuschauer können den Auftritt ganz entspannt von ihren Fenstern aus genießen. „Ich möchte zumindest für kurze Momente schöne Stimmungen verbreiten!“ sagt Anja Kleinhans. Nachdem die Zuschauer wegen der Kontaktsperre nicht mehr zu ihr ins „Theader“ nach Freinsheim kommen dürfen, kommt die Schauspielerin jetzt zu den Zuschauern. Wer sie bucht, den besucht sie vor dem Haus. Je nach Wunsch und Budget erzählt sie Geschichten, Gedichte oder spielt sogar ein ganzes Theaterstück.

Nach dem ersten Schock über die Schließung des kleinsten Theaters Deutschlands hat die Freinsheimer Künstlerin sich überlegt, was sie machen kann. Theaterstücke aufzunehmen und ins Internet zu stellen, wie so viele Kollegen, wollte sie nicht. „Dann habe ich gedacht, warum nicht zurück zu den Wurzeln, warum nicht Straßentheater?“

Am Freitagnachmittag hatte sie bereits den ersten Einsatz. Der Auftritt war ein Geburtstagsgeschenk, da eine geplante Feier mit Freundinnen nun ausfiel. Die Schenkenden schauten dem „Pälzer Engelsche“, das Geschichten aus der Welt mitgebracht hatte, mit gebührendem Abstand vor dem Haus des Geburtstagskindes ebenfalls zu.

Bis Dienstag sollten bereits sieben weitere Auftritte folgen und Kleinhans hofft, dass es weitergeht. Denn sie ist überzeugt, damit einen psychologischen Beitrag für die Menschen und auch für sich selbst leisten zu können. „Ich versuche ein paar Lichter in die Welt zu setzen,“ sagt sie. Sie glaubt, dass mit solch kleinen, Mutmacher-Aktionen die schwere Zeit besser überstanden werden kann. Und sie ergänzt schmunzelnd: „Diese kulturelle Berührung ist übrigens die einzige Berührung, die derzeit nicht nur erlaubt, sondern wegen ihres ungeheuren ganzheitlichen Heileffekts sogar unbedingt empfohlen wird.“

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