Rheinpfalz, Ausgabe vom 17. September 2024, von Holger Pöschl.
Die Hardenburg über Bad Dürkheim und ihre Theater-Tradition – das ist eine Geschichte, mit der man ganze Bücher füllen könnte. Die Freinsheimer Schauspielerin Anja Kleinhans mit ihrem „Theater der Liebe“ (früher: „Theader Freinsheim“) fügt dem nun ein weiteres Kapitel hinzu.
„Ja, da oben wurde schon sehr viel Theater gespielt“, ist sich die Leiterin des mit 20 Plätzen „vielleicht kleinsten professionellen Theaters der Welt“ (so die Homepage) in Freinsheim der großen Fußstapfen, in die sie tritt, durchaus bewusst. „Sommerfestspiele Hardenburg“ hat sie ihr vom Kultursommer Rheinland-Pfalz gefördertes Festival genannt, das von diesem Donnerstag an vier Theateraufführungen im Lustgarten direkt vor der Hardenburg bietet. Die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz als Eigentümer ist zwar mit im Boot, die Festung selbst aber aus Naturschutzgründen tabu: „Die Fledermäuse dürfen nicht gestört werden“, berichtet Kleinhans.
Mit dem Titel knüpft die Schauspielerin und Theaterleiterin jedoch direkt an den Genius loci an, denn bereits im 18. Jahrhundert wurde unter den Leininger Grafen auf der Hardenburg Theater gespielt. Von 1909 bis 1926 veranstaltete dann die Dürkheimer Opernsängerin Rosa Maas zusammen mit ihrer Schwester dort sowie auf der benachbarten Limburg die „Sommerfestspiele Bad Dürkheim“. Von 1952 an wurde diese Tradition vom Heimat- und Verkehrsverein Hardenburg einige Jahre fortgesetzt, schlief aber irgendwann ein.
Das Wetter soll zum Glück besser werden
Das Konzept von Rosa Maas bestand damals darin, die Schauspieler der großen Theater in deren Sommerpause für Gastspiele in Bad Dürkheim zu gewinnen. Das erinnert ein wenig an das Open-Air-Sommertheater, das Anja Kleinhans seit einigen Jahren in der schönen Jahreszeit auf der Wiese vor ihrer regulären Spielstätte, dem mittelalterlichen Casinoturm an der Freinsheimer Stadtmauer, mit großem Aufwand organisiert. Zwei der hauseigenen Sommerinszenierungen, die sie dabei zeigt, sind nun auch bei ihrem Wochenend-Festival zu sehen: „Fehler im System“ von Folke Braband, die Komödie um eine Künstliche Intelligenz mit sehr menschlichen Qualitäten, die in diesem Jahr in Freinsheim gespielt wurde, und die Krimi-Satire „Achtsam Morden“ nach dem Bestseller von Karsten Dusse, das Sommerstück von 2023. Am Sonntagnachmittag ist außerdem als Gast der Puppenspieler Billy Bernhard (Chaussée-Theater Schweighofen) mit dem Stück „Rose Übermut“ vor Ort, einem Puppenspiel mit Musik über Rose, die nach Vorstellung ihrer Eltern einen Prinzen heiraten soll, sich aber viel lieber in halsbrecherische Abenteuer stürzt. Das Stück ist auf Kinder ab 4 Jahren ausgelegt.
„Das Wetter soll zum Glück wieder schöner werden“, hofft Anja Kleinhans nun vor allem auf optimale Bedingungen für ihr Festival, denn der organisatorische Aufwand dafür ist enorm. Allein die Freilichtbühne und die Stühle aus Freinsheim zur Burg hochzubringen, ist ein Riesen-Act. Vom Erfolg, sprich dem Publikumszuspruch, hängt es letztlich ab, ob die „Sommerfestspiele Hardenburg“ des Jahres 2024 eine Eintagsfliege bleiben oder vielleicht selbst eine große Tradition begründen so wie einst die von Rosa und Johanna Maas.
NOCH FRAGEN?
Veranstaltungsort ist der Lustgarten der Hardenburg in Bad Dürkheim. „Achtsam morden“ steht dort am Donnerstag, 19. September, ab 19 Uhr auf dem Spielplan. „Fehler im System“ folgt am Freitag und Samstag, 20. und 21. September, ebenfalls jeweils ab 19 Uhr. Billy Bernhard spielt „Rose Übermut“ am Sonntag, 22. September, ab 15 Uhr. Karten (24 Euro für die Abendstücke, 12/14 Euro für das Kinderstück) unter . Die Bewirtung übernimmt der Allgemeine Sportverein (ASV) Hardenburg. Weitere Infos unter www.theaterderliebe.de.