Rheinpfalz, Ausgabe vom 04. Juni 2024, von Sigrid Ladwig.
Schauspielerin Anja Kleinhans hat mit ihrer gespielten Burgführung am Sonntag eine große Gästeschar begeistert. Unter dem Titel „Eine Hochzeit und ein Todesfall“ ging es mit Maria Elisabeth von Leiningen zwei Stunden lang durch die Hardenburg. Die mitteilsame Gräfin gewährte tiefe Einblicke in die Geschichte der Burg und ihrer Bewohner.
BAD DÜRKHEIM. Stolz erhebt sich das „Feste Schloss“ mit wehrhaften Mauern und Türmen über dem Isenachtal und dem Ortsteil Hardenburg. Sichtlich stolz wirkt auch die Gräfin, die hier einst residiert hat: Maria Elisabeth von Leiningen, Herzogstochter aus dem Hause Pfalz-Zweibrücken und seit 1585 Gemahlin des Grafen EmichVII.. Die Schar der Besucher, die sie an diesem Tag empfängt, ist groß: 40 Personen aus der Gegenwart tauchen mit ihr in längst vergangene Zeiten ein.
Die schauspielerische Kunst von Akteurin Anja Kleinhans, Leiterin des „Theader Freinsheim“, lässt Leben in die Ruinen der einst so mächtigen Residenz einziehen. Mit Klängen aus der Renaissance scheinen die Festsäle aus Jahrhunderte altem Schlaf zu erwachen, wo mit Hunderten von Gästen einst Hochzeit gefeiert wurde. Die heutigen Besucher lassen sich einladen, einen Kreistanz in historischer Formation zu wagen.
Zurück ins 17. Jahrhundert
Bei solchen Gelegenheiten zeigt die hochadlige Dame liebend gern, was Pracht und Stand bedeuten. Die inszenierte Burgführung, zu der Theaterautorin Angela Pfenninger den Text verfasst hat, ist gespickt mit geschichtlichen Informationen und bleibt dennoch stets aufgelockert und unterhaltsam.
Es geht zurück ins Jahr 1607. Tief und frisch ist der Schmerz der Gräfin um ihren verstorbenen Gatten Emich. Die dunkel kostümierte Anja Kleinhans zeigt in gelungener Mischung innige Trauer, Nachdenklichkeit und viele Momente glücklicher Erinnerung. Wenn Maria Elisabeth in die Vergangenheit zurückblickt, dann erhellt immer wieder ein träumerisches Lächeln ihr Gesicht.
Beim Nachsinnen kommt sie ins Erzählen: Mit freundlicher Konzilianz schildert die Gräfin die Burggründung, und man hört, dass die Leininger zwar die Schutzvogtei über die nahe Abtei Limburg innehatten, jedoch ohne Erlaubnis auf Klosterland die Hardenburg errichteten. Lange Streitereien waren die Folge. Auch von Umgestaltung und Erweiterung der Hardenburg erfahren die Gäste: Im 16. Jahrhundert wurde die ursprüngliche Burg beinahe komplett ersetzt und zum „Festen Schloss“ ausgebaut.
Vom Burghof mit dem Brunnen, wo viele Klafter tief ein verlorener Verlobungsring liegt, geht es über alte Treppenstufen und unter dunklen Gewölben hindurch. Ein langer Verbindungsgang führt hinauf zum stark befestigten Westbollwerk. Wenn Maria Elisabeth von hoher Warte hinunter ins Tal blickt, dann kann sie auch
erklären, warum die Straßen fest im Visier der Hardenburg lagen und dass
alle Winkel zur Verteidigung abgedeckt sein mussten.
Austausch mit dem Publikum
„Deswegen sehen Sie hier auch keine Bäume“, so ihre Feststellung. Angesichts der heutigen Wälder ringsum müssen die Zuhörer schmunzeln. Und wenn sie meint, dass für die Bildung der Mädchen religiöse Unterweisung und Handarbeiten genügen, dann blickt sie erneut in amüsierte Mienen. Über den damaligen Wohnkomfort auf der Hardenburg mit verglasten Fenstern und Kachelöfen berichtet die mitteilsame Gräfin ebenfalls. Ihr modernes Gefolge darf im munteren Austausch seinerseits von erstaunlichen Dingen wie Wärmepumpen erzählen.
Als sich die Führung dem Ende nähert, weil die Gräfin ihre Kontemplation abhalten möchte, äußert sich ihr Publikum über die vergangenen zwei Stunden sehr angetan. „Zwar war ich schon oft auf der Hardenburg, aber jetzt sehe ich sie mit anderen Augen“, lobt die Dürkheimerin Cornelia Rieger die anschauliche Geschichtslektion.
„Sie haben das ganzwunderbar gemacht“, sagt Wolfgang Steiger aus Neustadt zur Darstellerin. Seine Tochter hat die gleichen Vornamen wie die Gräfin und ist für die Schauspielführung sogar aus Würzburg hergekommen: Elisabeth Steiger hat den Besuch der Veranstaltung ihrem Verlobten Thomas Hoffermann geschenkt. Das Paar lässt sich zum Abschluss mit der Gräfin fotografieren. Noch einmal zeigt Maria Elisabeth ihr galantes Lächeln, bevor sie sich wie angekündigt zu ihrer Kontemplation zurückzieht.