Auftakt des Theatersommers

Badische Neueste Nachrichten, Ausgabe vom 31. Juli 2023, von Martina Holbein

Auf der Pferdekoppel in Steinmauern wurde „achtsam gemordet“.

Das Wörtchen „Achtsam“ stand zwar im Titel, aber die Gäste erwartete ein temporeicher Abend. Die Krimikomödie „Achtsam Morden“ nach Karsten Dusses Bestseller bildete den Auftakt für den Steinmauerner Theatersommer.

Eine Pferdekoppel des „Sonnenhofs“ als Spielort für sich entdeckt hat Anja Kleinhans, Macherin des rheinland-pfälzischen „Theaders Casinoturm. Vor anderthalb Jahren hatte sie sich eine mobile Bühne angeschafft, mit der sie auf Tour gehen kann. Jetzt machte Kleinhans damit in Steinmauern Halt.

Die Profi- Schauspielerin hat zwei Kollegen aus Mannheim dabei, mit denen sie die skurrile Geschichte um einen Mafia-Anwalt und Kindergartenplätze so kurzweilig auf die Bühne brachte, dass selbst die Regentropfen, die pünktlich zu Aufführungsbeginn einsetzen, niemand auf der sehr gut besuchten Pferdekoppel zum Rückzug zwang.

Im Mittelpunkt des turbulenten Geschehens um zwei sich bekämpfende Mafia-Syndikate steht der Anwalt Björn Diemel, gespielt von Christian Birko-Flemming. Er ist der Einzige aus dem dreiköpfigen Ensemble, der im Stück nur diese eine Rolle spielt. Allerdings ändert sich für den Strafrechtsanwalt sein Leben von Grund auf während der zweistündigen Vorstellung.

Achtsamkeits-Coaching gibt Startsignal für kriminelle Karriere

Vom eher unbeachteten Angestellten einer Anwaltskanzlei, der allerdings mit der Verteidigung eines Mafiabosses das nötige Kleingeld verdient, wird er am Ende zum sich selbst bewussten und selbstständigen Anwalt mit dem nötigen Startkapital. Den Startschuss für diese rasante Entwicklung gab ein „Achtsamkeits-Coaching“, das ihm von seiner Frau verordnet wurde, um wieder in die Work-Life-Balance zu kommen. Doch die Sitzungen mit seinem Achtsamkeitscoach, von Anja Kleinhans wundervoll esoterisch dargestellt, hatten eine etwas andere Wirkung als gedacht: Nach dem Leitsatz „Ich muss nicht tun, was ich nicht will“ beginnt er die Menschen, die sich seiner liebenden Vaterrolle – er vergöttert seine vierjährige Tochter – in den Weg stellen, aus diesem zu räumen.

Die Rollen werden im fliegenden Tempo gewechselt

Erst eher zufällig, dann ganz gezielt ist er mit Kettensäge und Axt zugange, Geräusche, die aus dem Off zu hören sind und zu der Waldidylle passen, die die Koppel umschließt. Geschickt wird die Geschichte mit Spielszenen in der Gegenwart und erzählenden Rückblicken vorangetrieben, wechseln Anja Kleinhans und ihre Schauspielerkollegin Leni Bohrmann fliegend die Rollen, um die stereotypen Figuren von Polizei und Verbrechern darzustellen.

Kostüme und Sprache sind auf diese zugeschnitten, mal berlinert es, mal charakterisiert ein Slang-Mix das Milieu. Alles ganz normaler Krimi, wenn da nicht die vertrackte Suche nach einem Kindergartenplatz wäre, die Anwalt, Bauverwaltung, Polizei und Verbrecherbosse zuletzt in einem Boot sitzen lässt.

Die drei Schauspieler boten beste Unterhaltung, fesselten mit mitreißender Spielfreude und den überraschenden Wendungen das Publikum, das sich von dem schwarzen Humor restlos begeistern ließ.

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Für unsere Vorstellungen gilt die jeweils aktuelle Corona-Verordnung von Rheinland-Pfalz.