Der Ring im Brunnen

Rheinpfalz DÜW, Ausgabe vom 19. Mai 2023, von Sigrid Ladwig.

Bei einer neuen Schauspielführung führt die Gräfin Marie Elisabeth anno 1607 durch ihre Residenz, die Hardenburg, und erzählt aus ihrem Leben.

Von der stolzen Höhenburg blickt eine Gräfin hinunter ins Tal und zurück in die Vergangenheit: Wenn die Freinsheimer Schauspielerin Anja Kleinhans als hochadlige Dame durch die Hardenburg geht, weckt sie die Ruine für ihre Zuhörer aus einem Jahrhunderte alten Schlaf. Am Sonntag findet dort erstmals ihre gespielte Burgführung „Eine Hochzeit und ein Todesfall“ statt.

Freundlich kommt Maria Elisabeth von Zweibrücken im Burghof auf ihre Gäste zu und lädt sie ein, sich den stolzen Stammsitz der Leininger anzuschauen. Bald zeigt die gesprächige Gräfin ein Bildnis ihres kürzlich verstorbenen Gatten Emich. Man spürt sogleich: Einfühlsam findet sich Anja Kleinhans, Leiterin des „Theaders Freinsheim“, in die Rolle einer Frau zwischen Trauer und Erinnerung.

In diese Lebens- und Gefühlslage packt Angela Pfenninger, die den Text zur Schauspielführung verfasst hat, eine Fülle von Informationen. So gestalten Autorin und Schauspielerin eine ebenso lehrreiche wie eindrucksvolle und aufgelockerte Art von Geschichtslektion. In gräflicher Kostümierung hat Kleinhans schon Tage vor der Premiere ein aufmerksames Gefolge: Beim Probelauf durch die alten Gänge, über steinerne Stufen und in wehrhafte Türme folgen ihr spontan mehrere Burgbesucher.

Lebendig wirkt die gespielte Führung auch, weil das Publikum mit eingebunden wird. Was die Burggründung angeht, erfährt man, dass die Grafen von Leiningen die Schutzvogtei über die nahe Abtei Limburg innehatten, aber unerlaubt die Hardenburg auf Klosterland errichteten. Im 16. Jahrhundert wurde die ursprüngliche Burg dann fast komplett durch eine Festung ersetzt. Was in der Fachsprache „Festes Schloss“ genannt wird, stellte die Hardenburg damals mit repräsentativer Pracht dar.

Der Stolz ist der gräflichen Dame anzumerken, wenn sie von tagelangen Feierlichkeiten ihrer Hochzeit im Jahr 1585 berichtet und Gästezahl, Sitzordnung und Tanzfreuden schildert. Ebenso lebensnah beschreibt sie den damaligen Wohnkomfort auf der Hardenburg mit wärmenden Kachelöfen und verglasten Fenstern. Das wirkt so anschaulich, dass man auf den heutigen Ruinen plötzlich schmucke Renaissancegiebel und Fachwerkaufsätze zu sehen meint.

Doch Anja Kleinhans zeigt auch, wie der Schmerz um Emich die Gräfin wieder einholt. Versonnen sitzt sie im Hof auf dem Brunnenrand, wo vom Wasserschöpfen bis zum Walken von Wäsche der Alltag pulsierte. Der Brunnenschacht, später über lange Zeit verschüttet und vergessen, soll viele Klafter tief hinunter gereicht haben. Auch mit ihm verbindet die Burgführung eine alte Geschichte: Hier verlor die Gräfin einst ihren Verlobungsring und erhielt von Emich ein zweites Exemplar. So ist der Brunnen auch ein Bild dafür, wie tief die Liebe wirken kann.

Spannend und bilderreich geht es weiter, unter dunkle Gewölbe, hinaus in grüne Burggärten und hoch hinauf ins Westbollwerk, auf Felsen errichtet und mit mehreren Geschossen in den Himmel ragend. Abbruch, Umbau, Erweiterung, Zerstörung – die Geschichte brachte der Hardenburg im Lauf der Zeit immer wieder Veränderungen. Und Maria Elisabeth überlebte ihren Emich um mehr als 20 Jahre. Als er 1607 gestorben war, hoffte sie noch auf eine lange Ära des Friedens. So jedenfalls zeigt es Anja Kleinhans dort, wo heute Ruinen von der einstigen Residenz zeugen. Doch der innige Friedenswunsch der Gräfin sollte sich nicht erfüllen: Schon 1618 begann der Dreißigjährige Krieg.

TERMINE

Die Premiere der Schauspielführung am Sonntag ist eine geschlossene Veranstaltung. Danach gibt es öffentliche Vorführungen am 28. Mai, 18. Juni und 9. Juli, jeweils um 14 Uhr. Reservierungen und Informationen unter 0261 66754826 oder www.burgenlandschaft-pfalz.de.

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